Xinyuan Pang „Auf dem Weg zum technologieorientierten Unternehmen”

Xinyuan Pang, Board Director der Wolong Electric Group, beschreibt die Internationalisierung und Transformation des Unternehmens

 

„Auf dem Weg vom fertigungs- zum technologieorientierten Unternehmen”

Seit 2011 hat Wolong kontinuierlich eine Reihe hochwertiger Unternehmen im In- und Ausland erworben und ein riesiges „Motorimperium“ geschaffen. Welche Rolle spielt die globale Positionierung für Wolongs Stärke?

Wolong hat sich eigentlich schon sehr früh für eine internationale Ausrichtung entschieden. In den frühen 1990er Jahren lieferten wir begleitende Ausrüstung für Kühltürme der taiwanesischen Liangchi Group und haben unseren Verkauf von Motoren auf ganz Asien ausgedehnt. Um 1999 gründeten wir ein Joint Venture mit einem italienischen Unternehmen für Getreidemischer und produzierten in China; 2014 übernahmen wir die Muttergesellschaft in Italien, die heute der weltweit größte Hersteller von Vibrationsmotoren ist. 2004 war ein sehr wichtig, weil wir ein Joint Venture mit Panasonic Co., Ltd. gründeten, um bürstenlose Gleichstrommotoren herzustellen. Dieses Unternehmen besteht noch heute. Obwohl die japanische Seite ihr Kapital abgezogen hat, sind alle Experten geblieben. Derzeit gehören unsere bürstenlosen Gleichstrommotoren zu den besten der Welt, was wir den Erfahrungen und Talenten dieses Joint-Ventures zu verdanken haben. Akquisitionen in Europa und den USA haben in der Tat den Weg geebnet, dem globalen Trend von regionalisierten Fertigung und unterstützenden Dienstleistungen für den lokalen Markt zu folgen und schnell größer und stärker zu werden.

Wir haben von Europa gelernt, nach und nach weltweite Erfahrungen gesammelt und dann haben wir uns in unserer Zentrale in China kontinuierlich weiterentwickelt. Heute ist die Produktionseffizienz in Europa immer noch gering und die Produktion vieler unserer Produkte hat sich allmählich nach China verlagert. Zu Beginn nutzten wir europäische Technologie, um chinesische Technologie zu fördern. Mittlerweile ist Chinas industrielle Automatisierung aber so weit entwickelt, dass wir Europa etwas zurückgeben können.

Wie werden sich die Fabriken in China und Deutschland in Zukunft entwickeln? Wird eine komplementäre Beziehung wird zwischen beiden Ländern entstehen?

Produktionsstandorte, Vertriebsbasen und Servicestellen sollten Kunden vor Ort bedienen und nah am Kunden sein. Bei den Kosten muss man sich die Welt anschauen, um zu vergleichen. Erstens wird die Zahl unbemannter Fabriken in weniger als 30 bis 50 Jahren, vielleicht schon in 10 Jahren stark steigen. In der Fabrik voller Roboter hängen die zukünftigen Produktionskosten vom Energiepreis ab.

Zweitens hängt die Produktion letztlich von zwei Elementen ab: zum einen sind es die Arbeitskosten und die damit verbundenen Verwaltungskosten. Dieser Druck ist in einem europäischen Arbeitssystem relativ groß. Dazu ist es zweitens unmöglich, den Standort vorgelagerter Rohstoffe zu verlegen, was zur unvermeidlichen Ansammlung von Fabriken in der Nähe wichtiger Rohstoffe führt.

Chinas aktuelle Lieferkette ist relativ ausgereift und kann Unterstützung bieten, sodass wir auch jetzt noch hauptsächlich in China produzieren. Allerdings sind die Kosten in einigen osteuropäischen Länder auch sehr niedrig, sodass wir die Produktion möglicherweise wieder dorthin verlagern werden, wenn die Bedingungen dafür reif sind. Der gesamte Prozess verändert sich laufend, aber am Ende muss er sowohl für Kunden wie auch für Aktionäre Mehrwert schaffen.

Wir können Europa mittlerweile etwas zurückgeben

Über die enge Bindung an ZF beliefert Wolong auch Hersteller wie Mercedes-Benz und BMW. Wie reagiert Wolong auf die beschleunigte Elektromobilität in Europa?

„Erreichung des Zenits der Kohlendioxidemissionen und der Klimaneutralität“ ist der Megatrend der Zukunft, ebenso wie der Wandel vom Benzin- zum Elektroantrieb. Wolong liefert seit 2008 Motoren für Automobile und hat dabei auch Schlüsseltechnologien entwickelt. 2019 sind wir ein Joint Venture mit ZF eingegangen, um von weltweit führenden Unternehmen zu lernen und gemeinsam neue Märkte zu erschließen. Das Joint Venture entwickelt sich gut und könnte seinen Umsatz in diesem Jahr verdoppeln. Zu seinen aktuellen Produkten gehören Asynchronmotoren und Permanentmagnet-Synchronmotoren, die beide in jeweils verschiedenen Bereichen stark nachgefragt sind.

Mittlerweile haben wir nicht nur internationale Partner wie Vitesco Technologies, Daimler und BMW, sondern beliefern auch heimische Unternehmen wie Great Wall Motor, Geely Auto, Wuling Rongguang, XPENG usw. Und wir sind sowohl im traditionellen Markt als auch im Markt für erneuerbare Energien tätig.

Was bedeutet CO2-Neutralität für die industrielle Entwicklung von Wolong Electric? Welche Chancen sehen Sie?

Erstens engagiert sich Wolong aktiv in verschiedenen Segmenten für saubere Energie. Mit mehreren Windkraftwerken haben wir kürzlich Rahmenverträge über die Lieferung von Windkraftanlagen mit Permanentmagnet-Direktantriebssystemen abgeschlossen. Wir entwickeln auch Photovoltaik-Wechselrichter, und Longneng Power, eine Tochtergesellschaft von Wolong, ist als EPC-Dienstleister für Photovoltaik und Energiespeicher tätig.

Zweitens ist für Frage wichtig, wie die Effizienz bei fossilen Energien verbessert werden kann, solange der Energieverbrauch nicht zu 100 Prozent mit sauberer Energie zu decken ist. Neben dem Permanentmagnet-Direktantrieb haben wir tatsächlich bereits viele Lösungen entwickelt.

Drittens haben viele bestehende Industrieanlagen mit einem hohen Energieverbrauch Möglichkeiten zum Wandel. Die Energiekosten sind mittlerweile sehr hoch, dazu kommt die Forderung nach CO2-Neutralität, sodass die Nachrüstung von Altgeräten und der Umstieg auf hocheffiziente Motoren für viele Kunden immer noch sehr wichtig sind.

Und zum Schluss: Der irreversible Trend einer umfassenden Elektromobilität; Flugzeuge, Schiffe und Autos werden künftig alle elektrisch angetrieben. Straßenfahrzeuge könnten vielleicht bis 2030 zu 95 % elektrisch betrieben werden.

Wir haben auch Lösungen für deutlich mehr Effizienz bei fossilen Energien und in der Industrie entwickelt

Wie sieht Ihre Vision für die Entwicklung von Wolong Electric aus?

Bei den Motoren gehören wir mittlerweile zu den Top 3 der Welt. Für die zukünftige Entwicklung hat Wolong das Konzept der „zwei Transformationen“ vorgeschlagen: Eine ist die Transformation von einem einzelnen Motor zu einer Antriebssteuerungslösung und die andere die Transformation von Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus. Das Potenzial zur Verbesserung der Effizienz des Motors selbst allein ist begrenzt, aber wenn wir den Motor als Kernkomponente eines Gesamtsystems betrachten, können wir als nächstes die Energieeffizienz des Gesamtsystems für den Kunden verbessern. Ursprünglich galten die Motoren allesamt als Einmal-Ausrüstung, nach dem Verkauf gingen dann viele Gelegenheiten für einen sekundären Service verloren.

Wie erreichen wir das? Wir müssen schrittweise vorgehen und uns von einem fertigungsorientierten Unternehmen zu einem technologieorientierten Unternehmen wandeln. In den letzten zwei Jahren sind einige unserer Produkte bereits auf den Markt gekommen, und in den nächsten Jahren könnten sich noch weitere Möglichkeiten ergeben. Nachdem diese Produkte in China erfolgreich sind, werden wir diese auch in ganz Europa und den Vereinigten Staaten vermarkten. Durch die „drei Digitalisierungen“, „zwei Transformationen“ und weitere Anpassungen und Optimierungen unserer globalen Präsenz hoffen wir, unseren Umsatz bis 2025 verdoppeln zu können.

15.12.2022
von Editorial Team
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