Dr. Robert Hermann: “Diese Großprojekte werden ein Segen für die Zulieferer sein”

Dr. Robert Hermann, Geschäftsführer von Germany Trade and Invest, über die neue Welle ausländischer Direktinvestitionen in Deutschland.

Herr Dr. Hermann, viele Menschen proklamieren bereits das Ende der Globalisierung. Deutschland erhält massive Direktinvestitionen. Wie kam es dazu, wie stark war der Wettbewerb zwischen den Standorten?

Es gibt natürlich viele tolle Standorte in der gesamten EU, aber Deutschland hat viele Vorteile, die es ermöglichen, große FDI- und Expansionsprojekte anzuziehen. 

Das liegt nicht nur daran, dass Deutschland die größte Volkswirtschaft der EU ist. Seine Größe bedeutet, dass es sehr unterschiedliche Projekte zu bieten hat. Ein Faktor bei der Entscheidung von Intel für Magdeburg als Standort für seine Multi-Fabs im Wert von mindestens 17 Mrd. Euro war die Verfügbarkeit von ausreichend Platz an einem Standort, der noch in der Nähe größerer Städte wie Berlin, Hamburg, Dresden und Leipzig liegt. Die milliardenschwere Entscheidung von Northvolt, nach Heide in Norddeutschland zu kommen, hatte mit der Verfügbarkeit von erneuerbar erzeugtem Strom an der Küste und der Verbindung mit Europas führendem Automobilsektor zu tun. Und Tesla hofft natürlich, von den qualifizierten Arbeitskräften und der Kreativität in Berlin und Umgebung zu profitieren.

©Michael Wolf/Wikimedia

Tesla Gigafactory in Berlin-Brandenburg

 

Inwieweit geben diese Investitionen in die neuen Wertschöpfungsketten Wachstumsimpulse für Europa insgesamt?

Diese großen Unternehmensexpansionen und -investitionen werden nicht nur Deutschland zugute kommen, sondern haben weitreichende Auswirkungen auf ganz Europa. Intel zum Beispiel sagt, dass die in Magdeburg hergestellten Mikrochips für die Produktion auf dem ganzen Kontinent verwendet werden sollen. Das wird natürlich dazu beitragen, neue internationale Wertschöpfungsketten zu schaffen. Und das ist nur ein Beispiel.

Ökosysteme sind einerseits eine Voraussetzung für Standortentscheidungen, andererseits wachsen sie auch mit und um die Investitionen herum. Welche Chancen bieten sich nun kleineren Unternehmen, Start-ups und Clustern rund um die neuen Wachstumspole in Deutschland?

Alle diese Großprojekte sind ein Segen für die Zulieferer und andere Unternehmen an diesen Standorten. Nehmen wir noch einmal das Beispiel Intel: Allein in den Megafabs sollen 20.000 Arbeitsplätze entstehen, und da sind die Zulieferer noch gar nicht eingerechnet. Dank Tesla sind Berlin und Brandenburg heute führende Standorte für innovative Automobil- und Technologieunternehmen. Davon sollen Start-ups und KMU ebenso profitieren wie größere Unternehmen.

Was sind nun die Ziele und Themen der HANNOVER MESSE 22?

Das Ziel der GTAI für die Messe ist dasselbe wie vor der Pandemie: internationalen Unternehmen die Vorteile des Standorts Deutschland internationalen Unternehmen die Vorzüge des Standorts Deutschland vorzustellen und sie bei den ersten Schritten der Ansiedlung zu unterstützen. Außerdem wollen wir deutsche Unternehmen bei ihren Geschäften außerhalb Deutschlands unterstützen. Eines der Hauptgesprächsthemen werden sicherlich die Möglichkeiten sein, die die neue deutsche Regierung bietet. Aber in erster Linie freuen wir uns, dass wir wieder mit potenziellen Kunden und Partnern persönlich zusammenkommen können.

27.05.2022
von Editorial Team
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