Walter Döring: “Wettbewerb spornt zu mehr Produktivität an”

Dr. Walter Döring hat eine der interessantesten Wirtschaftsveranstaltungen in Deutschland initiiert: Das Gipfeltreffen der Weltmarktführer findet 2025 zum 14. Mal in Folge in Schwäbisch Hall statt, der Heimat des früheren Wirtschaftsministers und stellv. Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg. Bemerkenswert ist, dass Döring mit seiner Veranstaltung mittlerweile auch in Beijing erfolgreich ist. Wir haben mit ihm im Vorfeld der Events über die Zukunft der Internationalisierung und über China gesprochen.

Wie kaum einmal zuvor erwartet die Wirtschaft Orientierung in einer Zeit des weltwirtschaftlichen Wandels. Welche Impulse wird das Gipfeltreffen der Weltmarktführer 2025 geben können?

Es ist schon unser Ziel, mit dem Gipfel in Schwäbisch Hall Akzente zu setzen – auch gegen eine deutlich zu negative öffentliche Stimmung in Deutschland. Es kommen dort Familienunternehmen zu Wort, deren über Jahrzehnte hohe Wachstumsraten auf unablässiger Innovation und erfolgreicher Internationalisierung beruhen. Gemessen an den Auftragsbeständen und an den langfristigen Investitionsprojekten mancher Weltmarktführer sind mir die meisten aktuellen Schlagzeilen viel zu pessimistisch. Sie spiegeln den unternehmerischen Willen, in den aktuellen Herausforderungen zu bestehen, überhaupt nicht.

Es gibt ja keinen Weltmarktführer, der nicht in irgendeiner Weise mit China zusammenarbeitet

China hat ja auch nicht unbedingt eine gute Presse. Wie sehen die Unternehmen, mit denen Sie sprechen, den chinesischen Markt?

Also völlig klar ist, dass die Weltmarktführer entschieden gegen das sogenannte De-Coupling waren und sind. Wie soll das mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auch gehen? Es gibt ja keinen Weltmarktführer, der nicht in irgendeiner Weise mit China zusammenarbeitet. China ist der größte Markt mit über 1,4 Milliarden Konsumenten. Es ist vollkommen klar, dass der Wettbewerb uns auch zu mehr Produktivität anspornt. Das steht im Gegensatz zu den ewigen Warnungen vor China, etwa bei ‘Überflutung mit chinesischen Elektroautos’, von der nichts zu sehen ist. Und die schrillen politischen Stimmen, die derzeit zu hören sind, wären besser beraten, neue Freihandelsabkommen zu initiieren und etwas zügiger zu verhandeln als das Mercosur-Abkommen, für das unsägliche 25 Jahre gebraucht wurden.

Die deutschen Unternehmen in Chinaa sind selbstbewusst genug, um Rahmenbedingungen einzufordern

Was war der Anlass und wie war die Akzeptanz der ersten Weltmarktführer-Veranstaltung, die Sie in China durchgeführt haben?

Das Interesse unserer Unternehmen ist nach wie groß. Es geht ihnen auch darum, neue Kontakte zu knüpfen, eigene Vorhaben vorzustellen und dafür Netzwerke zu erweitern. Genau das konnten wir bei dieser Premiere in Peking dank der hochprofessionellen Organisation unserer Partner bei der Konferenz auch schon bieten. Die rund 100, zum Teil sehr namhaften deutschen Unternehmen, die dabei waren, setzen auf nachhaltiges China-Geschäft. Sie waren im Übrigen selbstbewusst genug, um die notwendigen Rahmenbedingungen einzufordern – auf unserer Konferenz, auch im direkten Gespräch mit Ling Ji, dem Vizehandelminister der Volksrepublik.

Wird es eine Fortsetzung der Veranstaltung in China geben?

Ja, ich freue mich sehr auf eine Neuauflage der Konferenz im Mai 2025. Ich gebe auch zu, ich freue mich jedes Mal, bei Besuchen, die Fortschritte Chinas in der Bildung, bei den Innovationen, in den Städten festzustellen. Denn hier liegen Chancen für Neugeschäft und Kooperationen, von denen jemand, der China nur aus den Medien kennt, keine Vorstellung entwickeln kann. Also setzen wir die Präsenz des Gipfels der Weltmarktführer und den Dialog vor Ort in China fort.

Interview: Hans Gäng, Dezember 2024: Interview für den Jahresbericht der CIIPA 2024/25 , der zur HANNOVER MESSE 2025 erscheint.und mehr als 20 Interviews mit Unternehmen aus Deutschland und der Volksrepublik enthalten wird.  

30.01.2025
von Editorial Team
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner