Afrika - Dynamik von Kapstadt bis Kairo
Afrikas Wirtschaft hält Chancen und Herausforderungen bereitText: Philipp Andree und Andreas Wenzel (DIHK)
Deutsche Wirtschaft muss die Weichen jetzt stellen
Der deutsch-afrikanische Handel liegt mit einem Volumen von ca. 45 Mrd. Euro im Jahr 2018 in etwa gleichauf mit dem Warenaustausch mit Schweden. Lediglich zwei Prozent des deutschen Außenhandels werden mit den Ländern unseresNachbarkontinents erwirtschaftet. Die Tendenz ist aber positiv: deutschen Exporte nach Afrika wuchsen seit dem Jahr 2000 um 116 Prozent. Der deutsche Investitionsbestand auf dem afrikanischen Kontinent betrug 2016 ca. 11 Mrd. Euro. Seit 2010 stieg dieser um 13 Prozent. Handel wie auch Investitionen sind dabei stark konzentriert auf die weiter entwickelten Volkswirtschaften der nordafrikanischen Staaten und die Republik Südafrika.
Der afrikanische Kontinent wird in der künftigen Entwicklung der Weltwirtschaft eine tragende Rolle spielen, verfügt er doch über ein stark wachsendes Arbeitskräftepotenzial, über große, unerschlossene Energie- und Rohstoffreserven und ein herausragendes agrarisches Potenzial. Afrika wird deshalb bereits heute für viele internationale Wettbewerber, nicht zuletzt aus Asien, ein immer wichtigerer Handelspartner. Einzelne afrikanische Märkte werden sich zu Investitionsstandorten weiter entwickeln. Erste Schritte indiese Richtung zeigen die wirtschaftlichen Schwergewichte Nigeria als Hub für Westafrika und Kenia als wirtschaftliches Zentrum Ostafrikas eindrücklich auf. Auch weniger entwickelte Volkswirtschaften wie Äthiopien und kleinere Länder wie bspw. Ghana gehen mit großen Schritten voran. Dies birgt auch für Deutschland als international agierende Volkswirtschaft zusätzliche Chancen der Kooperation. Daher ist es wichtig, dass deutsche Unternehmen die Weichen jetzt richtig stellen.
Bundesregierung: Weniger Entwicklungshilfe, mehr Wirtschaft
Zur Schaffung wirtschaftlicher Perspektiven für die junge Bevölkerung Afrikas stellte die Bundesregierung seit der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 neue Weichen für die Zusammenarbeit. Der Koalitionsvertrag fordert nachdrücklich stärkeres unternehmerisches Engagement anstatt klassischer Entwicklungszusammenarbeit und setzt dabei auch auf die deutsche Wirtschaft.
Ein neues Element dieser Politik ist die Compact-with-Africa (CwA) Initiative. Mit zwölf afrikanischen Staaten haben die G20-Länder sogenannte Reformpartnerschaften ins Leben gerufen. Die afrikanischen Regierungen verpflichten sich, Verbesserungen der Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Engagement in ihren Ländern umzusetzen. Dies betrifft bspw. Fragen der Rechtssicherheit ebenso wie Reformen in der Verwaltung und die Verbesserung der Bildungssituation. Im Gegenzug unterstützen die G20-Regierungen ein stärkeres Engagement ihrer Unternehmen in Afrika.
Zudem stellte die Bundeskanzlerin anlässlich eines Investitionsgipfels der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) im Oktober letzten Jahres weitere Instrumente der Bundesregierung zur Unterstützung unternehmerischen Engagements in Afrika vor. Ein mit einer Mrd. Euro ausgestatteter Entwicklungsinvestitionsfonds soll zusätzliche Anreize insbesondere für deutsche Unternehmen schaffen. Neben spezifischen Fonds zur Finanzierung von Investitionen plant das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) den Aufbau eines Wirtschaftsnetzwerks Afrika.Solche Maßnahmen sind zentral für ein größeres Engagement deutscher Unternehmen. Denn gerade die Risikoabsicherung, aber auch die Finanzierung von Vorhaben in Afrika stellen häufig hohe Hürden dar. Die Instrumente sollten deshalb rasch und konsequent implementiert und weiterentwickelt werden. Der DIHK setzt sich im politischen Dialog dafür ein, die unternehmerische Logik deutscher kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) zum Zentrum des Handelns zu machen und auch die Perspektive afrikanischer Partnerunternehmen mitzudenken. Die neuen Instrumente sollten im Dialog mit der Wirtschaft am Bedarf und nach den realistischen Möglichkeiten deutscher wie afrikanischer KMU ausgerichtet werden.
Die Auslandshandelskammern (AHKs): Partner der Wirtschaft in Afrika
Für deutsche Unternehmen sieht der DIHK Chancen als Technologiepartner zur Vertiefung der Wertschöpfung in Landwirtschaft und Bergbau. Das Bevölkerungswachstum und die zunehmende Verstädterung verlangen zudem nach Lösungen zum Ausbau der Infrastruktur, insbesondere bei Transport, Wasser und Strom. Zunehmend produzieren auch Unternehmen der Konsumgüterindustrie vor Ort – die wachsende Mittelschicht hat eine große Nachfrage nach den global bekannten Marken. Bei der Identifizierung aussichtsreicher Märkte und Standorte wie auch der erfolgreichen Umsetzung von Projekten unterstützen die Auslandshandelskammern (AHKs). Das weltweite Netzwerk der AHKs bietet an mittlerweile fünfzehn Standorten in zwölf Ländern des afrikanischen Kontinents ein umfassendes und kompetentes Beratungsangebot für deutsche Unternehmen, das sich weiter im Ausbau befindet.
“Siemens engagiert sich seit mehr als 160 Jahren partnerschaftlich für die Entwicklung Afrikas. Wir decken alle afrikanischen Länder ab und unterstützen die Entwicklung der Energie-, Verkehrs- und medizinischen Infrastruktur des Kontinents.
Sabine Dall’Omo, CEO Siemens (Pty) Ltd, and president AHK South Africa
“Die junge, wissensdurstige Bevölkerung Afrikas bietet deutschen Unternehmen hervorragende Möglichkeiten.
– Emad Ghaly, CEO Siemens Egypt, President AHK Egypt
““Nigeria ist das „Power House Afrikas“.
– Dr. Marc Lucassen, Delegate of the Germans Economy in Nigeria
““Freihandelsabkommen mit der EU und den Ländern der Afrikanischen Union unterstreichen die hervorragende Positionierung Ägyptens als Tor zu Nord-Afrika.”
– Jan Nöther, Managing Director of the German-Arab Chamber of Industry and Commerce, Egypt